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„Wenn ich mit anderen zusammen kämpfe, mache ich auch die Erfahrung, dass eine andere Gesellschaft möglich ist.“

 

Interview mit Jürgen Manemann von Extinction Rebellion

Portrait Jürgen Manemann von Extinction Rebellion

 

Wofür steht Ihr, was macht Ihr?

Extinction Rebellion heißt Rebellion gegen das Aussterben. Unsere Rebellion für das Leben besteht im Kampf gegen die ökologische Krise und für Klimagerechtigkeit. Unsere Forderungen lauten:

„1. Sagt die Wahrheit! Die Regierung muss die existenzielle Bedrohung durch die ökologische Krise und ihre Ursachen und Folgen offiziell anerkennen. Wir fordern alle politischen und gesellschaftlichen Institutionen auf, diese Bedrohung und die Dringlichkeit einer gerechten ökologischen Transformation zu kommunizieren. Das Ziel muss sein, die Ökosysteme der Erde so zu stabilisieren, dass sie allen Menschen und Arten ein gutes Leben ermöglichen.“

„2. Handelt jetzt! Die Bundesrepublik Deutschland muss jetzt handeln, um das Artensterben aufzuhalten und bis 2025 ihre Treibhausgasemissionen auf Netto-Null zu reduzieren. (…)“

„3. Politik neu leben! Die Regierung muss eine Bürger*innenversammlung für die notwendigen Maßnahmen gegen die ökologische Katastrophe und für Klimagerechtigkeit einberufen. Die Regierung muss nach deren Beschlüssen handeln.“ Über eventuelle Abänderungen dieser Forderungen wird zurzeit diskutiert

Um die Bedrohung ins Zentrum der Öffentlichkeit zu rücken und den Forderungen Gewicht zu verleihen, praktizieren wir zivilen Ungehorsam. Gewaltfreiheit ist für uns dabei zentral.

Wie kann ich mich bei Euch engagieren?

Neben Aktionen des zivilen Ungehorsams (Blockaden) gibt es Die-Ins, Swarming-Aktionen, aber auch Mahnwachen oder Kunstaktionen. Wer Lust hat, kann sich an verschiedenen Protest-Aktionen beteiligen. Wir verstehen diese als interventionistische Praktiken. Sie sollen das Weiter-so für Momente unterbrechen und helfen, Menschen zu sensibilisieren. Wichtig ist uns, dass jede Person selbst über den Grad des Engagements entscheidet. Es besteht keinerlei Gruppendruck. Und wir sind strikt dezentral organisiert. Neben den Aktionen gibt es verschiedene Arbeitsgruppen. Für das Leben rebellieren heißt auch, neue Beziehungsformen zu stiften. Dazu will bspw. die AG „Regerationskultur“ motivieren.

Spielen Diversity Aspekte eine Rolle bei Euch? Welche Sprachen sprecht Ihr?

Für das Leben rebellieren heißt, für die Vielfalt des Lebens in allen Dimensionen zu kämpfen und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit einzuschreiten. Wir wollen Exklusionsmechanismen aufbrechen und eine Bewegung sein, der sich Menschen unabhängig von Religion, Herkunft, Klasse, Alter, Sexualität, Geschlecht sowie politischer Neigung anschließen können. Jede Person kann bei uns in ihrer Sprache sprechen. Bislang haben wir immer Möglichkeiten gefunden, einander zu verstehen – verbal und nonverbal.

Könnt Ihr etwas sagen zum Mehrwert vielfältiger Teams, habt Ihr Erfahrungen damit?

XR versteht sich als lernende Bewegung. Aus diesem Grund sind wir immer neu aufgefordert, eigene blinde Flecken zu erkennen. Die besten Voraussetzungen dafür sind vielfältige Teams. Sie bieten nicht nur die Möglichkeit zur Multi-Perspektivität, v.a. sensibilisieren sie füreinander und helfen, kritische Korrektive auszubilden, um Machstrukturen in gesellschaftspolitischen Zusammenhängen und in der eigenen Bewegung zu erkennen.

Was bedeutet Dir Dein Engagement?

Die ökologische und klimatische Katastrophe stellt für alle eine Überforderung dar. Das Engagement mit anderen Menschen hilft mir nicht nur, das auszuhalten. Wenn ich mit anderen zusammen kämpfe, mache ich auch die Erfahrung, dass eine andere Gesellschaft möglich ist. Und das gibt mir Halt. All das steckt für mich in unserem Motto: „Hope dies – Action begins.“

 

Extinction Rebellion Hannover findest Du unter der Nummer 706.