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„Ohne Freude wird das mit dem Wandel nichts!“

 

Interview mit Andrea Stecker vom Lister Nachbarschaft e.V. und Nina Wolf, NaturKultur (Ökostadt)

 Foto Andrea Stecker vom Lister Nachbarschaft e.V. und Nina Wolf von NaturKultur (Ökostadt)

 Wofür steht ihr, was macht ihr so?

Andrea: Wir sind seit 2019 in der List zu Themen gemeinsamer Nachhaltigkeitsentwicklung aktiv. Aus dem von mir initiierten Transition Town Projekt Hoody entstand unser gemeinnütziger Verein Lister Nachbarschaft e.V. 2021 haben wir dann mit jungen Expert*innen, unterstützt durch Kunst- und Kulturprofis, das Soziokulturprojekt JuLiNa (Junge Lister Nachbarschaft) zu der Frage „Wie wollen wir gemeinsam in der List leben?“ durchgeführt. Dort gab es auch Aktionen, wie den Bau des mobilen Kräuter-Cafés „Wilde Flora“. Und es entstand die Idee zur Nutzung der Grünfläche Röntgenstraße als Palettengarten. In dieser Zeit kam Nina von NaturKultur auf uns zu und fragte, ob wir auf der Fläche kooperieren könnten. Wir fanden die Idee sofort großartig. Der Gemeinschaftsgarten ist auch deswegen so wichtig für uns, weil er mehr als ein Aktionsort ist. Nachdem wir drei Jahre rein nomadisch unterwegs waren, haben wir nun einen festen Ort im Stadtteil. 

Nina: NaturKultur ist eine Untergruppe von Ökostadt e. V. und hat sich letztes Jahr gegründet. Nachdem wir einige Zeit auf der Suche nach einem Standort für den Aufbau unserer Hochbeete waren, sind wir auf die „Dreiecksfläche“ aufmerksam geworden, die ebenfalls vom Lister Nachbarschafts e.V. ins Auge gefasst worden war. Seitdem arbeiten wir dort zusammen.  Aktuell ist unser Schwerpunkt das Gärtnern. In dem Zuge befassen wir uns auch mit Themen wie z. B. Bewässerung, Mischkulturen oder insektenfreundlicher Stadtbegrünung.  Aber das Gärtnern ist nur eins unserer Standbeine. Künftig wollen wir gerne auch das „Kultur“ in unserem Gruppennamen bespielen und zum Beispiel Nachbarschaftsaktionen und -workshops eine Bühne bieten. Ein erster Schritt in diese Richtung war ein Workshop, bei dem wir gemeinsam Steine als Beschriftungen für unsere Pflanzen bemalt haben.  

Andrea: Kulturthemen sind es, die die Menschen motivieren, sich z.B. mit eigenem klimafreundlichen und nachhaltigen Verhalten zu beschäftigen. Der Handlungsdruck ist groß. Wir wollen spielerische, gemeinschaftliche Aktionsräume schaffen, in denen die Anwohner*innen gerne mitmachen und ihre eigene Kreativität im Stadtteil einbringen können. Ohne Freude wird es mit dem Wandel ohnehin nichts. Die Menschen machen das ja zum Großteil alles ehrenamtlich. 

Gerade beim Ehrenamt gibt es ja sicherlich auch eine gewisse Fluktuation die dann immer wieder zu Veränderungen in der Struktur führt?

Andrea: Ja, definitiv – wobei für unseren Verein der langfristige Aufbau im Vordergrund steht. Alle Ehrenamtlichen können so mitmachen, wie es für sie passt – ohne ein schlechtes Gewissen, wenn sie pausieren. Ohne die zuverlässige Kerngruppe könnten wir unsere vielfältigen Projekte allerdings nicht kontinuierlich umsetzen. Was wir für wichtig halten. Denn das, was wir machen, ist auch Stück weit sinnstiftende Sozialarbeit für uns alle – gerade in Zeiten globaler Krisen und von Corona! Wir laden alle Einwohner*innen ein, vor Ort gemeinsam Räume für Austausch, Lernen zu schaffen und gemeinsam aktiv zu werden. Das braucht Vertrauen und Kontinuität.

Nina: Ja, das sehe ich ähnlich – auch unabhängig von Corona. Als Baumscheiben-Patin gärtnere ich schon länger im öffentlichen Raum und erlebe es immer wieder, dass Nachbar*innen zum Reden stehenbleiben. Manchmal habe ich das Gefühl, es ist auch „Seelsorge“, die ich da mache. Ich höre einfach zu, was die Menschen beschäftigt. Oft sind es ältere Anwohner*innen, die einfach von ihren Erlebnissen berichten wollen. Ich hoffe, dass sich so ein nachbarschaftlicher Austausch auch bei den Hochbeeten entwickelt und damit ein Begegnungsort für die List entsteht.

 

Den Lister Nachbarschaft e.V. findest Du unter der Nummer 805, NaturKultur unter der Nummer 609.