Seite wählen

„Für uns ist es das Wichtigste, ganzheitlich und langfristig zu denken.“

 

Interview mit Alexandra Faruga und Eleni Calvo Garcia von maesh

Alexandra Faruga undPortrait Eleni Calvo Garcia von maesh

Wer seid Ihr und was macht Ihr?

 Alexandra: Die UNTER EINEM DACH gUG unterstützt seit 2016 Menschen, die neu nach Deutschland kommen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Wir helfen bei der Suche nach Ausbildungs- und Arbeitsplätzen mit dem Fokus auf die Wünsche und Talente eines jeden. Wir bieten Deutschkurse, helfen bei bürokratischen Herausforderungen und fördern Community Building. Mittlerweile gehören ca. 80 Menschen aus 20-25 Nationen zu UNTER EINEM DACH.

Im Fokus stehen eine langjährige Begleitung und die Vernetzung der Teilnehmenden untereinander sowie in Hannovers Stadtgesellschaft.

 Eleni: Bei maesh produzieren wir in der Nähwerkstatt Taschen aus upgecycelten Werbebannern. Seit unserem ersten Prototyp in 2019 haben wir acht verschiedene Produkte entwickelt und im Oktober 2020 die Marke maesh gelauncht. Das Ganze entsteht hier in der Nähwerkstatt mit unserem wundervollen Team, das hauptsächlich aus Frauen besteht, die eine Migrations- und Fluchtgeschichte haben.

 Alexandra: Im Laufe unserer Arbeit haben wir viele Frauen kennengelernt, die eine Expertise im Textilbereich haben, aber nicht entsprechend ihren Fähigkeiten in den Arbeitsmarkt integriert werden konnten. Da kam die Idee, hier eine lokale Fertigung vor Ort aufzubauen. Neben der Fertigung der Eigenmarke kooperieren wir mit hiesigen Designern und versuchen Produktentwicklung und Fertigung an einem Standort umzusetzen.

 Wie sieht der Arbeitsalltag bei maesh aus?

 Eleni: Unterschiedlich. An einem Montag besprechen wir die gemeinsame Woche. Dann geht es zum Beispiel um Produktbesprechung, die Frauen, die nähen, bringen hier ihre Expertisen mit ein. Ein Tag bei maesh sieht immer anders aus. Je nachdem, wie die Nachfrage im Onlinestore ist oder ob wir einen Pop-Up-Store veranstalten.

 Alexandra: Wir haben vor Ort die Nähwerkstatt als Produktionsort und das Society-Office, das ein Begegnungs- und Vernetzungsort ist. Bei uns ist jeden Tag Betrieb. Wir haben viele Angebote. Die Frauen aus der Nähwerkstatt arbeiten hier nicht nur, sie nehmen an Deutschkursen teil und werden bei allen bürokratischen Herausforderungen unterstützt. Wir arbeiten mit Fachanwält*innen, Betrieben, Kultureinrichtungen und Behörden zusammen. Für uns ist es das Wichtigste, dass wir ganzheitlich und langfristig denken. Kulturelle Teilhabe ist auch ein weiterer wichtiger Aspekt unserer Arbeit.

 Wie ist das so in einem interkulturellen Team zusammenzuarbeiten?

Alexandra: Man blickt anders auf seinen eigenen Alltag, wenn man unterschiedliche Lebenswege und Realitäten kennenlernt. Man tauscht sich mit Menschen aus Syrien, Ghana, dem Iran und vielen anderen Ländern aus, die einerseits in ganz anderen Lebensrealitäten aufgewachsen sind und auf der anderen Seite gibt es natürlich auch viele verbindende Elemente. Durch den Austausch wird einem erst bewusst, was für ein Privileg wir haben, in einem sicheren Land mit so viel Wohlstand zu leben. Das vergisst man oft.

Das Projekt „maesh“  findest Du unter der Nummer 117.