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Im März 2023 fand nach einigen organisatorischen Vorbereitungen der Rückbau der Photovoltaikanlage auf der damaligen Niedersächsischen Landesbibliothek (NLB), jetzt Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek statt. 2002 wurde sie als erste Bürgersolaranlage vom gemeinnützigen Verein Ökostadt als Projekt teilSolar auf einem öffentlichen Dach erbaut. 

Ökostadt entwickelte damals die Idee, nachhaltige Energieerzeugung allen Menschen zugänglich zu machen (Sonnenstrom erzeugen ohne eigenes Dach). Dies geschah durch die Installation von Photovoltaikanlagen, an denen jeder Bürger einen Anteil erwerben konnte. Eine Besonderheit war, dass einzelne Module samt Wechselrichter erworben werden konnten. Bei späteren Anlagen wurden nur noch Bruchteile verkauft. Gleichzeitig sollten die damals noch neuartigen Solaranlagen stärker publik gemacht werden.

Ökostadt kümmerte sich auch nach dem Bau vollständig um den Betrieb der Anlage. Dafür wurde mit jedem Käufer (Teileigner*in) ein entsprechender Vertrag geschlossen. Wartung, Reparaturen und Abrechnungen wurden zum großen Teil durch ehrenamtliche Arbeit der Vereinsmitglieder und des Vorstands erledigt. Die Anlage lieferte durchschnittlich 822 kWh (kWp und Jahr), insgesamt gut 98.000 kWh.

20 Jahre lang flossen mit der Stromvergütung auch EEG-Fördermittel in die Anlage und kamen den Eigner*innen zugute. Ende 2022 liefen die Verträge mit Enercity, den Eigner*innen und auch der Mietvertag über das Dach der Bibliothek aus. Leider wurde die noch funktionierende Anlage nicht von der Leibniz Bibliothek zur Eigenstromerzeugung übernommen. Die Teileigner*innen verzichteten ebenfalls auf die Herausgabe von Modul-Anteilen. Damit konnte die komplette Anlage für den Transport zur Weiternutzung an einen anderen Ort vorbereitet werden.

Rückbau als Gemeinschaftsaktion

Dienstag 14.03.: Mit tatkräftiger Hilfe von Ulrike, Michaela, Thilo und Christoph wurden nach Freischaltung der Anlage die 48 Modulplatten von ihren geschraubten Unterkonstruktionen, Erdungsklemmen und Kabeln gelöst. Es waren pro Modul an 6 Stellen viele Schrauben mit Schraubenschlüssel zu lösen. Leider war das Wetter am ersten Tag sehr schlecht, es musste eine längere Regenpause eingelegt werden. Wir durften dazu den Aufenthaltsraum der Bibliothek nutzen. Damit die Module kratzfrei gestapelt und transportiert werden konnten, mussten die Schrauben von den Modulen gänzlich entfernt werden. Wir haben die Arbeiten abwechselnd an den verschiedenen Stellen erledigt, um mal im wärmeren Häuschen der Fahrstuhlüberfahrt oder mal nicht gebückt arbeiten zu müssen.

Durch eine Luke von der Fahrstuhlüberfahrt auf dem Dach wurde das gesamte Material in die Teeküche des 3. OG einzeln an einem Gurt abgeseilt und dann mit Transportkarren und dem Fahrstuhl vom 3.OG zur Zwischenlagerung in den Keller transportiert.


Am Mittwoch 15.3. haben Christoph, Thilo, Jochen und später Andreas die Verkabelungen samt der 17 Wechselrichter sowie die Elektroschränke im Technikraum abgebaut. Alles wurde ebenfalls in den Keller transportiert. Anschließend haben wir die mit Kies gefüllten Kunststoffwannen, die als Modulunterkonstruktion dienten, verschoben, um die darunterliegenden Schutzmatten freizulegen.

Donnerstag 16.3. wurden die schweren Wechselrichter von Michaela zur Entsorgung abgeholt. Christoph, Thilo, Jochen und Andreas haben die Schutzmatten rausgezogen, die Wannen ausgeschüttet und diese ebenfalls durch die Luke abgeseilt, um sie in den Keller zu verfrachten. Dabei kam uns Ehrhards Unterstützung sehr zupass. Nachmittags begann die schwierige Demontage einer großen Spiegelfläche aus Edelmetallblech mit solidem Holzunterbau. Mit entsprechendem Werkzeug konnten wir sie schließlich in transportgerechte Teile zerlegen.

Am Freitag 17.3. wurden alle im Keller zwischengelagerten Module, Wannen und Kabel für den Abtransport im Hof bereitgestellt, dabei halfen Christoph, Menne, Thilo und Jochen. Die inzwischen abgetrockneten Unterlegmatten wurden noch vom Dach runtergeholt und die Kiesfläche abschließend glattgezogen.

Gegen Mittag kamen Danilo, der Leiter des Bauhofs in Hohendubrau (Sachsen) und sein Mitarbeiter Karli mit einem Transporter samt Hänger. Schnell wurde alles sorgfältig verladen und verzurrt. Abschließend wurden der Technikraum, die Teeküche und alle Flure vom Transportschmutz gereinigt, so dass damit der Rückbau ordentlich abgeschlossen wurde. Als Dank für die Helfenden gab es noch leckere Pizza, bevor sich der Transporter zusammen mit Christoph auf den weiten Weg nach Gebelzig machte, wo die Anlage eine Weiterverwendung für die Stromversorgung der örtlichen Kläranlage finden wird!